Schloss Gobelsburg, Kamptal

853 Jahre Weinbau im Geist der Zisterzienser

Klöster waren im Mittelalter nicht nur Orte des Gebets und der Kontemplation, sondern vor allem auch bedeutende Wirtschaftsbetriebe, Forschungsstellen und Landwirtschaftsschulen. Auf den oft weit verstreuten Ländereien spielte Wein über viele Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Die Zisterzienser, die mit ihrer Mutterabtei Cîteaux im Burgund als Vordenker der Lagenklassifikation gelten, haben dabei auf dem Gebiet der Weinqualität Bedeutendes geleistet.

Auch das Stift Zwettl im österreichischen Kamptal gehört den Zisterziensern. Bereits seit 1171 betreiben sie Weinbau am Heiligenstein und am Gaisberg, die heute als Erste Lagen klassifiziert sind. 1740 erwarben die Mönche Schloss Gobelsburg, wodurch weitere hochwertige Lagen in den Besitz des Klosters kamen. Als letzter geistlicher Gutsleiter übergab Pater Bertrand Baumann 1996 die Geschicke des Betriebes an Michael und Eva Moosbrugger.
Michael Moosbrugger, der die Nachfolge im elterlichen Hotel-Restaurant am Arlberg seinem Bruder überließ, suchte nach seiner Winzerausbildung nach einem Weingut, das er übernehmen konnte. Durch die Freundschaft zum Spitzenwinzer Willi Bründlmayer, dessen Gut und Weingärten ganz in der Nähe des Schlosses liegen, kam der Kontakt zu den Zisterziensern zustande, der schließlich zur Übernahme führte. Schon bald danach wurde Schloss Gobelsburg in den ehrwürdigen Verein der österreichischen Traditionsweingüter aufgenommen. Heute genießt das Weingut höchstes internationales Ansehen: 2019 wurde Schloss Gobelsburg vom US-Magazin Wine & Spirits zur Top 100 Winery of the World und vom Wine Enthusiast zur European Winery of the Year gekürt.

Michael Moosbrugger beweist Jahrgang für Jahrgang ein großes Gespür für das, was Gobelsburg und seine Lagen ausmacht und überträgt den zisterziensischen Grundgedanken von Einfachheit und Strenge auf die Arbeit. Im Weingarten wird nach althergebrachter Praktik organischer Dünger eingebracht und auf Unkrautvernichtungsmittel verzichtet. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfolgt so reduziert wie möglich, auch bei der Weinbereitung im Keller soll nur minimal eingegriffen werden. Dafür steht auch Moosbruggers „Dynamic Cellar Concept“: Zur Reduzierung der Pumpvorgänge können die Holzfässer auf Rädern von Keller zu Keller geschoben werden. Um die Authentizität der Lagenweine weiter zu unterstreichen, werden für die Eichenfässer keine Hölzer aus Frankreich oder Amerika verwendet, sondern Holz vom Manhartsberg, der Region nördlich von Langenlois. Moosbruggers jüngste Errungenschaft ist der neue Fasskeller, ebenfalls inspiriert von der schlichten Architektur der Zisterzienser. Seine Vorgabe an den Architekten: „Die Kellererweiterung muss die nächsten 500 Jahre überstehen“. Wie im Mittelalter wurde in aufwendigster Handarbeit ein sich selbst tragender riesiger Gewölbekeller errichtet, Stein für Stein. Moosbruggers Credo: „Die Mönche sollen sich im Weingut wiederfinden.“

Um Ihnen das Weingut vorzustellen, haben wir einen kleinen Querschnitt durch das umfangreiche Portfolio zusammengestellt. Auf den 85 Hektar Rebfläche dominieren mit 75%
traditionell die weißen Sorten Grüner Veltliner und Riesling, wobei sich der Riesling auf den kargen und steinigen Terrassenweingärten am wohlsten fühlt, während der Grüne Veltliner die tiefgründigeren, sandigen Löss-Böden bevorzugt. Die restlichen 25% verteilen sich auf regionstypische Rotweinsorten.